„Ich habe ein Schloss gekauft, ein kräftiges Vorhängeschloss. Und eine Kette, feuerverzinkt, Edelstahl, bombenfest und unkaputtbar. Rostet nicht, hat der Verkäufer gesagt. Im Baumarkt kann man Ketten kaufen, meterlang, von einer Rolle, ich brauchte nur ein kurzes Stück, vierzig Zentimeter. Vierzig Zentimeter, was willst du damit denn, hat mich der Verkäufer gefragt, und warum hast du einen Helm auf, und er schnitt ein Kettenglied mit einer riesigen Zange durch und gab mir das kurze Stück Kette. Einen Meter musst du trotzdem zahlen, hat er gesagt. Mir doch egal. Dafür kriegt den Helm niemand mehr von meinem Kopf. Wie lange hält so eine Kette, habe ich gefragt, da hat der Verkäufer gepfiffen und mit der Hand gewinkt und gesagt: Sankt Nimmerleinstag.“
Die Kurzgeschichte ‚Helm auf‘ erzählt die Gedanken eines Kindes, das sich auf ganz individuelle Weise mit dem Erlebnis eines Verlustes auseinandersetzt. Finn-Ole Heinrichs Geschichte „Helm auf“ ist düster, aber zugleich voller Kraft. Beeindruckend und berührend ist die Stärke des Kindes, einen Weg für sich zu finden, mit dem Verlust umzugehen – oder besser: ihm entgegenzutreten.
Das LiveMusikHörBuch arbeitet mit einer abstrakten und freien Form. Text und Klang funktionieren als eigenständige Elemente, mit denen in unterschiedlichen Kombinationen gearbeitet wird. Wort und Musik erklingen durch das Ensemble Adapter in der Komposition von Sarah Nemtsov gemeinsam oder getrennt, unterstützen einander oder löschen einander aus. Der Autor Finn-Ole Heinrich übernimmt selbst die Rolle des Sprechers als gleichberechtigter Bestandteil des Instrumentalensembles.
Es wird auf Interaktion gesetzt, sowohl zwischen Wort und Musik als auch zwischen Bühne und Publikum. Das Publikum wird in das Geschehen eingebunden durch Mitmachen von Klängen und Worten. Klänge gibt es in der Geschichte nämlich reichlich – der Helm, die Metallkette, der Bohrer, Schlagen, Weinen, Lachen, das Klatschen der Schlüssel im Wasser, kreischende Vögel, Zeitungsrascheln…
Ein Blick hinter die Kulissen verbildlicht die Szenerie: Soundcheck und letzte Vorbereitungen. Wir befinden uns in einem RetroFutureMultimedia-RadioFernsehstudio. Auf der Bühne die Musiker, die ihre Instrumente stimmen, anspielen, pegeln. Die Aufnahmeleiterin erklärt dem Publikum die Situation: Live-Radio-Aufzeichnung. Es wird genau so aufgenommen, wie es gleich aufgeführt wird, jeder Ton, der gleich im Raum ist, landet auf der CD. Jeder, der heute hier ist, erhält einen Downloadcode und kann sich die Aufnahme direkt nach der Sendung anhören und der ganzen Welt zeigen.. „Get ready for recording. Fertig in fünf, vier, drei, zwei. Bitte.“
Und los.